Die Untersuchungen in der vergangenen Woche haben bisher ergeben, dass die Tiere an Lungenentzündungen erkrankt sind. Dabei wurden neben Lungenwürmern auch Bakterien wie Streptokokken gefunden. Ein Staupevirus, das 1988/89 und 2002 zu Seehundsterben führte, ist nicht nachgewiesen worden.
Dagegen wurde bei einem großen Teil der untersuchten Seehunde ein Influenzavirus festgestellt.
Dieses Virus ist für die circa 350 toten Seehunde verantwortlich, die in den letzten Wochen auf Sylt, einigen anderen Inseln und auf dem Festland angespült wurden.
In den kommenden Wochen werden weitere Untersuchungen zur Abklärung seiner Eigenschaften durchgeführt.
Die Anzahl der Tiere, die starben, ist bisher geringer als bei den beiden Staupeseuchenzügen.
Vermehrte Todesfälle bei Seehunden wurden im Sommer in den dänischen und schwedischen Gewässern des Kattegats registriert. Auch dort wurde bei sechs Tieren Influenza nachgewiesen.
Seehunde können ebenso wie andere Wildtiere regelmäßig verschiedene Erreger, die auch auf den Menschen übertragbar sind, beherbergen.
Spaziergänger sollten daher – wie bisher – immer Abstand zu kranken und toten Seehunden oder anderen Wildtieren halten.
Man soll die Tiere nicht berühren und Hunde angeleint fernhalten. So kann einer möglichen Übertragung von Krankheitserregern vorgebeugt werden.
Der Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN-SH) und die Seehundjäger sind vorbereitet, falls das Seehundsterben sich verstärken sollte, wie Dr. Detlef Hansen, Leiter der Nationalparkverwaltung im LKN-SH, darlegt:
„Mit den anderen beteiligten Behörden und Institutionen haben wir den bei der Staupeepidemie bewährten Aktionsplan mit seinem Ampelsystem ‚Grün–Gelb–Rot’ weiterentwickelt. Er legt für die gesamte Westküste fest, wie auch größere Mengen toter Tiere geborgen und entsorgt werden.
Der Wattenmeerbestand der Seehunde ist nach Einschätzung der Fachleute durch das aktuelle Seehundsterben nicht gefährdet. „Wir gehen davon aus, dass die Seehundgrippe ein natürlicher Vorgang ist. Unsere Nationalparke sind Orte, an denen natürliche Prozesse möglich und gewollt sind. Hier gilt das Prinzip ‚Natur Natur sein lassen’. Natur, das sind aber nicht nur blühende Salzwiesen und riesige Vogelschwärme. Auch der Tod ist Teil der Natur“, gibt Hansen zu bedenken.