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Sylt1 – die Insel – Keitum

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Keitum

Keitum – Kairem… Mit dieser Durchsage beginnt oder endet für viele Pendler der Arbeitstag. Die Deutsche Bahn sorgt für ein wenig Lokalkolorit, wenn man in dem für viele Einheimische und Gäste schönsten Dorf der Insel ankommt.

Denkt man an Keitum, kommt einem zuerst die ikonische Kirche St. Severin in den Sinn. Der Turm mit seinem roten Backstein und dem Ziegeldach ist weithin sichtbar. Gebaut 1216 – in diesem Jahr wurde der Ort auch erstmals in Urkunden erwähnt – birgt sie die wechselvolle Geschichte Keitums wie kaum ein anderer Ort. Sie war Zufluchtsort, Gefängnis und der Bauplatz in grauer Vorzeit eine heilige Stätte.

Freya war sie gewidmet, der Göttin der Liebe und der Ehe. Klingt romantisch – damals wohl aber eher mit Blutopfern gesegnet. Da können die Gäste von Glück reden, dass derzeit nur die Kurtaxe kassiert wird.

Keitum

Der Ort selbst war über die Jahrhunderte der Rückzugsort der Reichen und der Schönen. Denn die Westküste und auch der Bereich weiter im Osten wurden oft Opfer von Sturmfluten oder Hochwasser. Wer es sich also leisten konnte und bei Sturmflut nicht mit den Kühen, Schweinen und Hühnern im Wohnzimmer ausharren wollte, zog nach Keitum. Kampen war damals noch ein kleines Bauerndorf. Man erkennt es an der Art und Weise, wie die Häuser gebaut sind. Beinahe wirkt Keitum wie eine niederländische Kleinstadt. Offene Räume, die Wohnzimmer zur Straße ausgerichtet.

Ein guter Protestant hatte nichts zu verbergen. Das hat sich über die Jahrhunderte nicht verändert. Im Gegensatz zu Kampen, wo sich das Leben in den Villen hinter hohen Hecken verbirgt, kann hier über die Friesenwälle ein Blick auf die Architektur und die Gärten geworfen werden.

Dieses offene und gastfreundliche Ambiente sorgt bisweilen für lustige Anekdoten. So frühstückte eine Sylter Familie in ihrem Garten und genoss den schönen Sommertag. Als die Hausherrin abräumte und die Kinder im Garten spielten, setzten sich Fremde an den Tisch und wollten Kaffee bestellen.

Auch das fällt auf. Die ursprünglichen Einwohner sind weniger geworden. Die Wohnhäuser und die alten, für das soziale Miteinander wichtigen Gasthäuser, sind zum Teil der Moderne gewichen. Optisch heimelig, doch schaut man genauer hin, dann wohnen hier nicht mehr die Hansen oder Bleikens, sondern Mode- oder Schmucklabel haben ihre Dependancen in den alten Friesenhäusern errichtet. Den heimatverliebten Nordfriesen zieht es in der Brust, den Gästen gefällt es.

Bewahrer der alten Kultur findet man natürlich auch. Museen und Ausstellungen gibt es und die vielen über den Winter leerstehenden Friesenhäuser zeigen immer noch die Ursprünglichkeit des Ortes.

Das Sylt Museum ist ein historisches ehemaliges Kapitänshaus, direkt am Keitumer Kliff zeigt es, wie der kleine Ort von der Seefahrt geprägt wurde. Der Walfang war das, was zu Reichtum verholfen hat. Im Garten ausgestellt – ein Anker, der aus dem Königshafen bei List geborgen wurde. 400 Jahre alt immerhin.

Faszinierend auch der Ausblick auf das Wattenmeer. Er lässt innehalten und die Natur genießen. Ein Platz zum Verlieben.

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